Wieslocher CDU gesprächsbereit beim Thema "Gemeinschaftsschule
Angesichts der geringen Anmeldezahlen für die beiden Wieslocher Hauptschulen als Folge des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung sehen die Wieslocher Christdemokraten Bedarf für eine Diskussion um die Zukunft des Schulstandortes Wiesloch. Gerade im Hinblick auf die in diesem Halbjahr anstehenden Vorberatungen des Wieslocher Gemeinderates über die von Seiten der grün-roten Landesregierung gewünschte flächendeckende Einführung so genannter „Gemeinschaftsschulen“ mahnt die CDU Wiesloch indes an, Sorgfalt vor Geschwindigkeit zu stellen.
Die Verknüpfung des Konzeptes der „Gemeinschaftsschule“ mit dem Angebot einer geschlossenen Ganztagesbetreuung ist aus Sicht der Wieslocher Christdemokraten inhaltlich zu begrüßen: „Wir brauchen ein Ganztagesangebot im Grundschul- und im Sekundarschulbereich, das an die bereits existierenden Angebote in der vorschulischen Kinderbetreuung anschließt“, meint Jürgen Adam, Gemeinderat der CDU-Fraktion und Grundschulrektor im Ruhestand. Dem pflichtet Tina Wagner, Vorsitzende des Wieslocher Gesamtelternbeirates, bei. Es mache keinen Sinn, die bestehenden Angebote hier auslaufen zu lassen. Damit sei jungen Familien nicht geholfen.
Nach zwei mehrstündigen Gesprächen der CDU-Ortsverbände Wiesloch, Baiertal und Schatthausen mit Vertretern der Baiertaler Pestalozzi-Schule und der Wieslocher Gerbersruh-Schule ist man bei der Wieslocher CDU jedoch zur Erkenntnis gelangt, die Einrichtung einer „Gemeinschaftsschule“ in Wiesloch sowohl wirtschaftlich als auch konzeptionell gründlich vorzubereiten. Einen Umbau der gegenwärtigen Schulstruktur werde man wohl nicht vermeiden können, angesichts der zu erwartenden Investitionssumme im mehrfachen Millionenbereich, der mangelnden Struktursicherheit von Seiten der Landesregierung und der zu erwartenden mangelhaften personellen Ausstattung der künftigen „Gemeinschaftsschulen“ warnt die Wieslocher CDU indes vor Schnellschüssen.
Im Rahmen der Gespräche konnten sich die Vertreter der Wieslocher CDU-Ortsverbände ein gutes Bild von der engagierten Lehrerschaft der Wieslocher Haupt- und Werkrealschulen machen, für die das Wohl und die Zukunftsperspektiven ihrer Schüler oberste Priorität genießt. So zeigen sich die Lehrerkollegien beider Schulen im Gespräch mit der CDU grundsätzlich für Veränderungen bereit, wenn sie wohl durchdacht und an die Bedürfnisse der Schülerschaft und des Schulstandortes angepasst sind. „Wir dürfen die funktionierenden, gewachsenen Strukturen nicht blindwütig zerschlagen“, meint Michael Kleinjans, der Vorsitzende der Schatthäuser CDU. Außerdem gelte es, die strukturellen Unterschiede der beiden bestehenden Hauptschulen in Wiesloch ausreichend zu berücksichtigen, wie Kleinjans hinzufügt. Bei aller programmatischen Unterschiedlichkeit der Parteien müsse das Wohl der Schüler an erster Stelle stehen. Das Chaos im Zuge der bisherigen Veränderungen – die im Übrigen ja bereits einer Ministerin den Stuhl kosteten – lasse darin jedoch nicht unbedingt vertrauen.
„Wenn von Seiten der Landesregierung Finnland als Modell gepriesen wird, dann soll die Regierung auch so viel Geld in die Hand nehmen wie Finnland“, gibt Daniel Wimmer, der stellvertretende Vorsitzende der CDU Wiesloch und wissenschaftliche Mitarbeiter in der Gymnasiallehrerausbildung an der Universität Mannheim, zu bedenken. Von einem Klassenteiler von 17, zwei Lehrern pro Klasse, flächendeckender Schulsozialarbeit und schulpsychologischer Betreuung, den Grundsäulen des erfolgreichen finnischen „Gemeinschaftsschulsystems“, sei Baden-Württemberg nämlich trotz grün-roter Bildungspolitik meilenweit entfernt. „Und auf die Frage, wie das Projekt mit 15000 Lehrerstellen weniger in den nächsten Jahren gelingen soll, gibt es auch noch keine Antwort“, wie Wimmer unterstreicht.
Die Wieslocher CDU sieht im Projekt „Gemeinschaftsschule“ gerade für finanziell schwache Kommunen wie Wiesloch ein Mammutprojekt, das zu stemmen „alle gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam benötigt.“ Wenn die „Gemeinschaftsschule“ politisch gewünscht ist, dann solle das Land die Städte als Schulträger nicht nur bei der Schaffung, sondern auch beim Betrieb der Infrastruktur finanziell unterstützen. „Wie soll Wiesloch denn den Bau von Mensa und neuen Schulgebäuden, geschweige denn den Betrieb von Mensa und Ähnlichem denn schultern?“, fragt Stadtrat Adrian Seidler im Hinblick auf das leere Stadtsäckel. „Hier sehen wir den Auftraggeber der Gemeinschaftsschule, also die Landesregierung in Stuttgart, in der Pflicht.“ Grundsätzlich sei man bei der CDU Wiesloch für eine konzeptionelle Neuausrichtung der Wieslocher Schullandschaft offen, der Weg dorthin müsse jedoch auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens bestehen und im Rahmen gesicherter, nachhaltiger finanzieller Mittel realisiert werden.