Verbundgrenze zwischen VRN und KVV ist aufgeweicht, das optimale Ziel aber noch nicht erreicht!
Die Landkreise hätten jetzt Verbesserungen vorgenommen, zuvor sei dies ein großes Ärgernis gewesen: „Es kam einem vor, als sei die Verbundgrenze zwischen VRN und KVV eine kleine Staatsgrenze. Die bisherige Regelung führte dazu, dass die Benutzer der S-Bahn an die Verbundgrenze mit dem Wagen gefahren und dann in die Bahn gestiegen sind. Das kann aber nicht Sinn und Zweck eines öffentlichen Personennahverkehrs sein.“
Matthias Grimm von der SAP AG stellte kurz das Unternehmen vor und erläuterte, dass der allergrößte Teil der Mitarbeiter mit dem Pkw zur Arbeit kommt, an zweiter Stelle rangiere der ÖPNV (Job-Tickets: VRN: 761, KVV: 83).
Im Anschluss erläuterte VRN-Geschäftsführer Volkhard Malik ausführlich die Problematik bei Übergangstarifen, die spezielle Situation zwischen dem VRN und dem KVV wie auch die Finanzierung bei Überlappungsbereichen. „Wir haben aus Sicht von Karlsruhe eine Lösung seit dem 1. Januar 2012, die darauf fußt, dass es ein AboPlus KVV/VRN-Angebot gibt. Der VRN hat nachgezogen. Der Landkreis Rhein-Neckar und die Stadt Heidelberg haben sich entschlossen, ihrerseits das AboPlus-Verfahren einzuführen. Dies bedeutet: Wenn Sie aus dem Bereich des VRN kommen, können Sie eine verbilligte KVV-Karte kaufen. Dies wird zum 1. April 2013 umgesetzt.“
Malik erläuterte den Geltungsbereich und wies darauf hin, dass dieses Ticket in dem „riesigen VRN-Gebiet nicht von allen Nutzern gekauft" werden könne: „Im Wesentlichen geht es hier um den südlichen Landkreis Rhein-Neckar und Heidelberg. Dies geht auch nur mit einer großen finanziellen Unterstützung des Landkreises Rhein-Neckar und der Stadt Heidelberg. Wir glauben eine gute Lösung gefunden zu haben für die Kunden, die tatsächlich den ÖPNV nutzen wollen und dafür sich auch länger binden wollen.“ Die Zukunft sieht Malik im „E-Ticket“: „Da werden wir – VRN und KVV – eine Lösung präsentieren können, für alle Kunden im Nahverkehr, nicht nur für Dauerkunden, sondern auch für die Gelegenheitskunden.“
Dr. Walter Casazza, KVV-Geschäftsführer, lobte die „hohe Tradition einer guten Zusammenarbeit mit dem VRN“: „Man hat schon immer zum Wohle der Fahrgäste nach guten Lösungen gesucht. Ich glaube, dass wir mit dem AboPlus das Thema gut gelöst haben.“ Seitens der Kunden sei stets die Forderung gekommen, dass die Verbundgrenze zwischen KVV und VRN aufgeweicht werden müsse. „Eine große Lösung der Überlappung ist zu teuer gewesen, auch der Ausstieg des Landes hat dazu beigetragen, dass wir nicht weiter konnten“, so der KVV-Chef, „deshalb sind wir als KVV gemeinsam mit Landrat Dr. Schnaudigel in Überlegungen eingetreten, welche Bevölkerungsgruppen primär erreicht werden sollen. Und das waren für uns die regelmäßigen Fahrgäste, die Dauerkunden, welche mit diesen Problemen konfrontiert sind, daher immer wieder mit dem Auto über die Verbundgrenze hinausgefahren sind und an einem Bahnhof geparkt haben, um dann das kostengünstigere Ticket zu erhalten. So wollten wir auch einen Beitrag aktiver Verkehrspolitik leisten. Dies alles ist bereits am 1. Januar 2012 gestartet worden.“
Stefan Dallinger, der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, dankte der CDU-Kreistagsfraktion für ihre Initiative in Sachen ÖPNV: „Die CDU hat dieses Thema immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Ich habe mich sehr schnell dieser Initiative angeschlossen und unsere Einflussmöglichkeiten über die Gremienarbeiten genutzt. Wir sind sehr aktiv im Bereich des ÖPNV, der für uns gerade im Bereich der ländlichen Räume, für alle Städte und Gemeinden, eine wichtige Daseinsfürsorge und Zukunftschance ist, um diese attraktiv und lebensfähig zu halten.“ Man sei sich darin einig, dass der jetzige Stand nicht die angestrebte optimale und abschließende Lösung sei, aber dies sei „ein wichtiger Zwischenschritt, ein Schritt in die richtige Richtung.“ Das Motto der Veranstaltung („Ein Ticket für den VRN und den KVV?“) bezeichnete Dallinger als „ein Stück Vision beziehungsweise Utopie, weil natürlich die Kosten dahinter stehen. Und ein Landestarif Baden-Württemberg ist noch unwahrscheinlicher.“
Kritik äußerte der Landrat, dass der jetzt getroffene Überlappungstarif nicht in das Umlagesystem des VRN verankert sei: „Wir haben uns darauf eingelassen, für zwei Jahre eine Testphase zu machen. Aber ich werde schon darauf bestehen, dass wir das dann auch insgesamt ins Umlagesystem bringen. Der Rhein-Neckar-Kreis zahlt an den ganzen vielen Überlappungstarifen fleißig mit und an dem Überlappungstarif, von dem wir jetzt profitieren, zahlen die anderen Verbundpartner nicht mit. Dies ist keine echt gelebte Solidarität im VRN und daran müssen wir noch weiter arbeiten.“
Der Landrat des Landkreises Karlsruhe, Dr. Christoph Schnaudigel, wies darauf hin, dass „wir fast über 10.000 Pendler aus der Wirtschaftsregion Bruchsal haben, die in den Rhein-Neckar-Kreis und nach Heidelberg fahren.“ Hinsichtlich der Überlappungsbereiche habe man eine Unterstützung des Landes einfordert, aber es habe geheißen: „Da kommt kein Geld, wir sollen uns individuelle Lösungen vor Ort und attraktive Lösungen selbst ausdenken. Das haben wir gemacht. Was dabei herausgekommen ist, das ist das AboPlus-System, das wir für den ganzen KVV haben. Ein größerer Überlappungsbereich würde für die Kunden einen höheren Komfort bedeuten, aber da muss man auch so ehrlich sein und sagen, dass dies aus kommunaler Hand alleine nicht finanzierbar ist.“
Das jahrelange Engagement der CDU-Kreistagsfraktion Rhein-Neckar gegenüber der alten wie auch der neuen Landesregierung legte Fraktionsvorsitzender Bruno Sauerzapf dar: „Wir haben leider fast gleichlautende Ablehnungen erhalten. Das heißt also, das Land will sich aus diesem Bereich heraushalten. Wir haben auch nochmals bezüglich des Landestarifs nachgefragt. Antwort: Er sei in Arbeit. Ich bin der Meinung: Wenn wir hier weiterkommen wollen, dann können wir das Land nicht aus seiner Verpflichtung entlassen. Ohne entsprechende Landesmittel werden wir keine weiteren Verbesserungen in diesem System bewirken können.“ Eine Aussage, die auch Werner Raab MdL für die CDU-Kreistagsfraktion des Landkreises Karlsruhe unterstrich.
Heribert Rech MdL wies darauf hin, dass es in Stuttgart ein vom Land bezuschusstes „Metropolticket“ gebe: „Da werden wir nachhaken.“
Vielfältige Fragen und Erfahrungsberichte wie auch interessante Vorschläge gab es seitens des Publikums. Malschs Bürgermeister Werner Knopf gab abschließend noch den Hinweis: „Das Schweizer Modell könnte ein Vorbild für Baden-Württemberg sein.“
(Text/Fotos: Busse)
Link zur Website von Herrn Karl Klein, MdL: