Seit Jahren wird über das „Bedingungslose Grundeinkommen“ in Deutschland diskutiert, die Meinungen, wie und ob das derzeitig geltende Sozialsystem mit einer finanziellen Absicherung für alle abgelöst werden könnte, gehen auseinander.
Christian Wanner, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Rhein-Neckar Um die unterschiedlichen Gesichtspunkte dieses Themas in Verbindung mit den Veränderungen in der Arbeitswelt darzustellen, hatten die Mittelstandsvereinigung Rhein-Neckar sowie die CDU Wiesloch in den Audimax der MLP eingeladen – mit großem Erfolg, denn mehr als 170 interessierte Besucher waren gekommen. Mit dabei als Referent des Einstiegsvortrags für die sich anschließende Podiumsdiskussion: Befürworter: Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette „dm“, der sich seit vielen Jahre für das bedingungslose Grundeinkommen vehement stark macht. Später kamen noch Luka Mucic, Finanzvorstand bei der SAP, Professor Sascha Liebermann, Alanus Hochschule, Karl Klein, für die CDU im Baden-Württembergischen Landtag, Daniel Hackenjos, Vorsitzender der CDU Mittelstandsvereinigung in Baden-Württemberg, sowie Dr. Jörn Döring von der Detec Value GmbH zum Meinungsaustausch hinzu. Begrüßt wurden die Gäste, unter ihnen auch Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, von Christian Wanner (MIT Rhein Neckar).
In seinem Einführungsvortrag unterstrich Werner, Einkommen sei die Ermöglichung der Arbeit, nicht die Bezahlung. „Ohne den Menschen könnten unsere Unternehmen und somit die Wirtschaft nicht existieren, also ist die Wirtschaft für den Menschen da und nicht umgekehrt, wie fälschlicherweise angenommen“, betonte Werner. Es müsse die Gretchenfrage gestellt werden, ob der Mensch lediglich Mittel zum Zweck sei. Vielmehr schaffe ein Einkommen „ohne Wenn und Aber“ Freiraum für die persönliche Entfaltung, lasse Freiräume für jeden Einzelnen zu und bedeute eben, nicht nur das zu tun, was man soll. Kreativität werde gefördert und vor allem die Möglichkeit eröffnet, mit einer finanziellen Absicherung neue Wege zu gehen, um somit einen wichtigen Beitrag für die gesamte Gesellschaft leisten zu können. Dazu bedürfe es eines Umdenkungsprozesses und nicht eben ein spontan geäußertes Misstrauen, frei nach dem Motto „Bedingungsloses Grundeinkommen führt dazu, dass die Bezieher nicht mehr arbeiten wollen“. Werner, der gewohnt humorvoll das Thema anging, sprach in seiner Rede von Flexibilität, die mit dem Grundeinkommen gewährleistet sei. Und diese sei bei den sich abzeichnenden Veränderungen in vielen Bereichen dringend notwendig. Werner wies auf die steigende Produktivität in der Industrie hin und diese führe zwangsläufig zu einem sinkenden, menschlichen Arbeitseinsatz.
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Hans-Dieter Siegfried, kamen die unterschiedlichen Bewertungen des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ deutlich zur Sprache. Neben Götz Werner nahmen Luka Mucic, Finanzvorstand bei der SAP, Professor Sascha Liebermann, Alanus Hochschule, Karl Klein, für die CDU im Baden-Württembergischen Landtag, Daniel Hackenjos, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung in Baden-Württemberg, sowie Dr. Jörn Döring von der Detec Value GmbH aus Walldorf teil. Mucic sprach sich für mehr Bildung aus, Klein nannte eine Umsetzung „brandgefährlich“ und zudem könnte dies den Sozialstaat gefährden und auch Hackenjos äußerte sich eher negativ. Professor Liebermann dagegen verwies auf die Grundrechte. „Da ist nicht von Arbeitnehmern die Rede, sondern von Menschen“, betonte er. Man müsse sich von der reinen Erwerbstätigkeit verabschieden und den Bürger mehr in den Focus rücken. Er gab sich zuversichtlich, denn die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen habe längst einen festen Platz in der Auseinandersetzung um Alternativen zur gegenwärtigen Sozialpolitik. Selbst die Ablehnung in der Schweiz – bei einer Volksabstimmung sprachen sich 78 Prozent der Eidgenossen dagegen aus – sieht er positiv. Allein die Tatsache, dass darüber abgestimmt worden sei, unterstreiche die Wertigkeit des Themas.
„Gerade in kleineren Unternehmen könnte sich die Absicherung über ein Grundeinkommen durchaus positiv auswirken“, so Jörn Döring aus der Sicht der Erfahrungen im eigenen Unternehmen. Eine Umschulung sei mit der Absicherung leichter umzusetzen und so könne man den sich verändernden Gegebenheiten, die in manchen Branchen „alle paar Wochen“ stattfänden, besser begegnen. In der lebhaft geführten Aussprache war ein Konsens, und dies war auch nicht das Ziel des Abends, nicht zu erreichen. Vielmehr ging es darum, die unterschiedlichen Facetten aufzuzeigen und für die Besucher Denkanstöße zu vermitteln. Bei dem sich anschließenden Empfang hatten die Besucher noch Gelegenheit, sich mit den Teilnehmern der Podiumsdiskussion zu unterhalten. Vom Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes Wiesloch, Michael Wanner, hatten die Podiumsteilnehmer zuvor noch eine süße Erinnerung in Form von Pralinen erhalten.