Wiesloch. (oé) Der neue OB-Kandidat Dirk Elkemann geht mit breiter politischer Unterstützung in das Rennen um den Oberbürgermeister-Sessel der Stadt Wiesloch. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Mitgliederversammlung, zu der CDU, SPD, Freie Wähler, Wählergemeinschaft Frauenweiler (WGF), Altwieslocher Liste (AWL) und FDP ihre jeweiligen Mitglieder für Donnerstagabend ins Palatin eingeladen hatten.
Die CDU hatte ihr Votum zur Nominierung Elkemanns bereits kurz vorher in einer eigenen Mitgliederversammlung getroffen, die SPD-Mitglieder waren wenig später gefolgt, und auch bei WGF und AWL sprachen sich die anwesenden Mitglieder beziehungsweise der Vorstand noch am selben Abend für den parteilosen 45-jährigen Ersten Bürgermeister von Schwetzingen aus. Die FDP hatte sich bereits am Mittwoch in einer erweiterten Vorstandssitzung für Elkemann entschieden.
Ein Beschluss der Freien Wähler in einer Mitgliederversammlung steht dem stellvertretenden Vorsitzenden Gerd-Uwe Soder zufolge zwar noch aus. Dieser Beschluss ist aus seiner Sicht jedoch eine „reine Formsache“ Ein Großteil der Entscheidungsträger sei bei der gemeinsamen Versammlung im Palatin anwesend und deren Meinung einhellig zugunsten Elkemanns gewesen. Gleichwohl werde man auch dem anderen Kandidaten Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) noch „die Chance zu einem Gespräch geben“, so Soder.
Laut dem CDU-Ortsvereinsvorsitzenden Adrian Seidler hatten die genannten Parteien und Gruppierungen schon seit geraumer Zeit in Kontakt miteinander gestanden und auch eine gemeinsame Findungskommission gebildet. Der entscheidende Tipp zu Dirk Elkemann sei vom CDU-Landtagsabgeordneten Karl Klein gekommen. In Absprache mit den anderen Gruppierungen habe man ihn dann angesprochen. „Das war eine gemeinsame Entscheidung“, so Seidler.
Im Hintergrund stand dabei offenbar der Wunsch nach einer „anderen kommunalpolitischen Kultur“, wie es auf der gemeinsamen Versammlung hieß. Die Kommunalpolitik in Wiesloch habe die letzten Jahre „nicht immer die beste Figur abgegeben“, so Seidler gegenüber der RNZ. „Wir glauben, dass die Wieslocher so viel Streit nicht wollen“, sondern mehr Gemeinsamkeit. Jemand von außen mit „neutralem Blick“ könne dies erleichtern. Der SPD-Ortsvorsitzende Adrian Klare argumentierte ähnlich: Selbstverständlich hätten die unterstützenden Parteien und Gruppierungen auch weiterhin unterschiedlich Ansichten zu Sachthemen. „Was wir aber gemeinsam wollen ist eine gute und faire politische Kultur.“ Und auch einen OB, der verschiedene Meinungen aufnehme und zu moderieren helfe. Einen Lagerwahlkampf werde es nicht geben, so Klare.
Auch Dirk Elkemann selbst betonte seine Unabhängigkeit. Er werde die Hand in alle Richtungen ausstrecken. „Ich betone, wirklich in alle.“ Dies sei ihm ein großes Anliegen. Er werde sich als OB auch die Freiheit herausnehmen, im Einzelfall mal „mit den Schwarzen, den Roten und den Grünen“ zu stimmen. Dies sei Basis und Bedingung seiner Kandidatur, so Elkemann.
Die hatte der Jurist seinen eigenen Worten zufolge gar nicht so „auf meinem Schirm“. Die Wahl hielt er „eigentlich für gelaufen“ angesichts des „Lokalmatadors“ Schmidt-Eisenlohr, der Landtagsabgeordneter der Grünen ist und „Stimmenkönig“ bei der jüngsten Kommunalwahl war. Erst mit dem Anruf „vor zweieinhalb Wochen“ sei er neugierig geworden auf Wiesloch und habe sich überzeugen lassen, dass die Wahl noch keineswegs „gelaufen“ sei. Elkemann will nun „unter die Leute gehen“ und das direkte Gespräch mit den Bürgern suchen. „Ich werde mit langem Atem richtig Gas geben.“ Dabei stehe er für faires Handeln und wolle so auch seinen Wahlkampf führen. „Windschatten“ fahre er nicht, meinte der Ausdauersportler. „Dafür bin ich viel zu sehr Sportsmann“.
Elkemanns Mitbewerber Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr machte gestern auf Anfrage der RNZ deutlich, dass es nicht seine Sache sei, die Entscheidung der anderen Parteien und Gruppierungen zu kommentieren. Er nehme diese einfach zur Kenntnis. „Allerdings hätte ich es als fair empfunden, wenn ich insbesondere von den Wählergemeinschaften vor ihrer Entscheidung wenigstens die Chance erhalten hätte, mich als Kandidat vorzustellen,“ so Schmidt-Eisenlohr. Nun freue er sich darauf, dass es eine richtige Wahl gebe und die Menschen auch tatsächlich auswählen könnten. Dieser Wahl werde er sich stellen „mit allem, was ich habe“. Seit Bekanntgabe seiner Kandidatur vor knapp einem halben Jahr habe er viele Gespräche geführt und ein „durchweg positives Feedback“ bekommen. Deshalb bleibe seine Strategie auch die Gleiche: sich als „Wieslocher Kandidat mit Verwurzelung und Vernetzung“ zu präsentieren.
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